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Triton ist wahrscheinlich der einzige größere Trabant im Sonnensystem, der nicht gemeinsam mit seinem Zentralplaneten entstanden ist. Denn Triton umläuft Neptun auf einer nahezu kreisförmigen Bahn, die etwa 23 Grad gegenüber dessen Äquatorialebene geneigt ist und entgegen der Rotationsrichtung des Neptun verläuft. Vermutlich gehörte Triton ursprünglich wie Pluto zur Klasse der Zwergplaneten und wurde beim Kreuzen der Neptunbahn aus dem inneren Kuipergürtel „eingefangen“.

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Starke Gezeiteneffekte sorgten dann dafür, dass die Rotations- und Umlaufdauer von Triton rasch miteinander synchronisiert wurden. Die anfangs elliptische Tritonbahn erreichte somit frühzeitig ihre heutige Kreisform, wobei ähnlich dem Erde-Mond-System eine Tritonhemisphäre stets Neptun zugewandt ist und die andere nach außen zeigt.

Es spricht einiges dafür, dass dabei während des Einfangs und der anschließenden Synchronisationphase das Innere Tritons durch Gezeitenreibung hinreichend stark erwärmt wurde, um die beiden Hauptbestandteile Gestein und Eis aufgrund ihrer unterschiedlichen Dichten vollständig voneinander zu trennen. Gegenwärtigen Modellvorstellungen zufolge entfallen etwa 75 Prozent der Gesamtmasse Tritons auf einen zentralen Gesteinskern und etwa 25 Prozent auf die ihn umgebende Eisschale. Der Gesteinskern befindet sich vermutlich im Kontakt mit einem Untergrundozean, der von einer Eiskruste umgeben wird. Das Innere Tritons ähnelt somit denen des Jupitermondes Europa und des Saturnmondes Enceladus.

Die mittlere Temperatur an der Tritonoberfläche beträgt lediglich −240 Grad Celsius und ist die niedrigste, die auf allen Planeten und großen Monden mit festen Oberflächen je gemessen wurde. Die Oberfläche besteht aus Wassereis, gefrorenem Stickstoff und Methan, mit Beimengungen von Eis der Stoffe Kohlenmonoxid und -dioxid, Gesteinsanteilen und organischen Bestandteilen (weiteren Kohlenwasserstoffverbindungen). Neben dem Saturnmond Titan ist Triton der einzige Eismond, der über eine Stickstoffatmosphäre verfügt, die an der Oberfläche aber nur einen Druck von etwa 16 Mikrobar erzeugt. Aufgrund des Wechselspiels der leichtflüchtigen Substanzen an der Oberfläche mit Tritons dünner Atmosphäre verändert sich deren räumliche Verteilung auf der Oberfläche im Laufe eines Tritonjahres dramatisch. Wegen der langen Umlaufdauer Neptuns um die Sonne und der starken Neigung seiner Rotationsachse liegt jeder Pol für jeweils 82 Jahre in der Sonne und anschließend ebenso lange im Dunkeln. Auf der Sommerhemisphäre verdampfen Stickstoff- und Methaneis, so dass die darunter befindliche dunkle Eiskruste sichtbar wird. Auf der kälteren Winterhemisphäre schlägt sich frisches Eis nieder und lässt diese Regionen aufgrund des größeren Reflexionsvermögens hell erscheinen.

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Die einzigen Aufnahmen der Tritonoberfläche stammen aus dem Jahr 1989 und entstanden beim Vorbeiflug der Raumsonde Voyager 2. Sie zeigen eine geologisch komplexe Oberfläche, aber auch rätselhafte Strukturen, wie das in Anlehnung an die Schale bestimmter Honig-melonen sogenannte„Cantaloupe“-Terrain, das bisher nur auf Triton gesehen wurde. Auf den Bildern sind vergleichsweise wenig Einschlagskrater zu sehen, außerdem sind die Krater relativ klein, verglichen mit denen auf den Satelliten von Jupiter oder Saturn. Der größte Krater in der von den Voyager-Kameras erfassten Region (ein globales Bild des Mondes gibt es nicht) hat einen Durchmesser von nur 27 Kilometern. Die geringe Zahl von Kratern auf Triton deutet auf ein relativ junges Oberflächenalter hin. Es ist somit gut möglich, dass unter dein Eismonden Triton neben dem Jupitermond Europa und den Saturnmonden Titan und Enceladus heute noch geologisch aktiv ist.

Die Wirkung von Erosion und Transport von Oberflächenmaterial durch Wind lässt sich unter anderem anhand linearer dunkler Ablagerungen nachweisen, die bevorzugt um den Südpol die Oberfläche überziehen und durch ihre Orientierung die vorherrschenden Windrichtungen anzeigen. Vermutlich entstand das als Cantaloupe-Terrain bezeichnete Netz aus Vertiefungen und Hügeln durch tägliche Sublimationsprozesse in der Eiskruste Tritons. Gezeitenwirkungen könnten die Ursache für Deformationen der Oberfläche sein, die sich in linearen Bruchstrukturen und Bergrücken zeigt, die vermutlich erst in jüngerer Zeit entstanden sind. Die Bergrücken mit 10 bis 25 Kilometern Breite, bis zu 1000 Kilometern Länge und rund 200 Metern Höhe ähneln vergleichbaren Geländeformen auf dem Jupitermond Europa.

Triton ist neben der Erde, dem Jupitermond Io und dem Saturnmond Enceladus der vierte, im Sonnensystem bekannte Körper, der bei vergleichsweise geringer Intensität auch heute noch vulkanisch aktiv ist. Darauf deuten geysirähnliche Ausbrüche in der Südpolregion hin, in deren Verlauf dunkle Eruptionswolken senkrecht nach oben steigen und sich in einer Höhe von etwa acht Kilometern, vermutlich an einer Inversionsschicht in der Atmosphäre, horizontal ausbreiten. Die Eruptionswolken können entstehen, wenn sich mit Stickstoffgas gefüllte Blasen unter der Oberfläche im Sonnenlicht erwärmen, ausdehnen und schließlich geradezu explodieren. Das Phänomen kann aber auch mit eher gemächlichem Verdampfen von Eis an der Oberfläche erklärt werden, ein Prozess, der mit zunehmender Sonneneinstrahlung an Intensität gewinnt. Andere Gebiete auf Triton zeigen bis zu 200 Kilometer breite ehemalige Calderen, also vulkanische Förderzentren, gefüllt mit Material, das vermutlich in zähflüssiger Form an die Oberfläche austritt und dort Ebenen bildet, die aber im Unterschied zu irdischer Lava aus einem Gemisch von Wasser und Ammoniak bestehen.