Zunehmend gewinnen die „Near Earth Asteroids“ (NEAs) an Aufmerksamkeit, und dies nicht nur wegen der Einschlagsgefahr, sondern auch, weil bestimmte NEAs interessante Ziele für astronautische Raumfahrtmissionen darstellen. Die NASA betrachtet den Planeten Mars als ein mögliches langfristiges Ziel. Um notwendige technische Erfahrung mit lang andauernden und anspruchsvollen astronautischen Raumfahrtmissionen zu gewinnen, erachtet die NASA die erdnahen Asteroiden als geeignete Sprungbretter auf dem Weg zum Mars.
Asteroid Bennu, 3D-Modell mit Albedokarte und globalem Bildmosaik. (© NASA's Scientific Visualization Studio. Data provided by NASA/University of Arizona/CSA/York University/Open University/MDA)
Manche kleine NEAs sind wegen ihrer erdähnlichen Umlaufbahnen relativ leicht zu erreichen. Darüber hinaus kann man wegen der schwachen Gravitation auf der Oberfläche eines NEA gut landen und nach dem Besuch leicht wieder ins All starten, ohne große Vorräte an Treibstoff mitnehmen zu müssen. Solche Missionen könnten nicht nur zum Sammeln raumfahrtbezogener technischer Erfahrung dienen, sondern auch wertvolle wissenschaftliche Daten über die physikalischen Eigenschaften von NEAs liefern.
Einschläge von Asteroiden und Kometen auf Planeten sind ein kontinuierliches natürliches Phänomen, das ihre Oberflächen seit der Entstehung der Planeten geprägt hat. Die Umlaufbahn der Erde wird ständig von Asteroiden gekreuzt. Einschläge von Asteroiden und Kometen haben die Biosphäre der Erde und den Verlauf der Evolution nachhaltig beeinflusst. Heute ist die Einschlagsrate viel geringer als vor vier Milliarden Jahren, als unser Planet noch in seiner Entwicklungsphase war. Allerdings ist der nächste große Impakt auf der Erde nur eine Frage der Zeit. Es ist daher ratsam zu untersuchen, welche Konsequenzen Einschläge von Asteroiden und Kometen für unsere Erde und andere Planeten haben können.
Es gibt immer wieder spekulative Meldungen über Asteroiden, die scheinbar Kurs auf die Erde genommen haben. So fliegt der 350 Meter große Asteroid Apophis am Freitag, dem 13. April 2029 mit einem Abstand von nur 31.750 Kilometer Höhe, also innerhalb der geostationären Umlaufbahn, in der sich die meisten Telekommunikations- und Wettersatelliten befinden, an der Erde vorbei. Daher gibt es auch ernsthafte Überlegungen wie man einen bedrohlichen erdnahen Asteroiden mit Hilfe einer Weltraummission ablenken könnte. Die Methoden klingen abenteuerlich, zum Beispiel „kinetischer Impaktor“, „Gravitationstraktor“ oder „Explosionsablenkung“. Sie werden von Weltraumagenturen wie der NASA, der ESA, und dem DLR untersucht und in Machbarkeitsstudien analysiert. So schlug am 26. September 2022 die NASA-Mission Double Asteroid Redirection Test (DART) auf dem Mond Dimorphos des erdnahen Asteroiden Didymos ein. Durch den Einschlag wurde die Umlaufbahn des Mondes um Didymos um 32 Minuten verkürzt und die Mission zeigte so das Potenzial von Einschlägen als Asteroidenabwehr. Im Oktober 2024 startete die ESA eine Folgemission, Hera, zum Didymos-System, um die Einschlagsstelle und deren Auswirkungen auf der Oberfläche von Dimorphos zu untersuchen.
Eine sehr wichtige Voraussetzung für den Erfolg einer Abwehrmission sind Kenntnisse der physikalischen Eigenschaften von NEAs, wie Zusammensetzung, Dichte und innere Struktur. Informationen über NEAs können mittels Teleskopbeobachtungen von der Erde aus oder mit Hilfe von Weltraumsonden gewonnen werden.
In der Zukunft könnten erdnahe Asteroiden aus einem anderen Grund an Wichtigkeit gewinnen. Bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass Wasser und Metalle signifikante Bestandteile von Asteroiden sind. Durch eine Spaltung des Wassermoleküls können Wasserstoff und Sauerstoff gewonnen werden, Elemente die als Raketentreibstoff dienen können. Wasser und Sauerstoff sind natürlich auch für astronautische Aktivitäten im Weltall unerlässlich. Asteroiden enthalten Eisen und Nickel, die für den zukünftigen Bau von Strukturen wie Weltraumstationen, benutzt werden könnten. Da ein verhältnismäßig kleiner erdnaher Asteroid im Vergleich zur Erde kaum Schwerkraft hat, könnte es für zukünftige Generationen rentabler werden, gewisse Materialien für Weltraumaktivitäten von NEAs zu gewinnen, anstatt sie von der Erde aus mit teuren Raketenstarts ins All zu befördern. Auch viel wertvollere Metalle, wie beispielsweise Platin, die für unsere moderne Industrie immer wichtiger werden, sind auf erdnahen Asteroiden vorhanden. Im Gegensatz zu Vorkommen auf der Erde, die nur in wenigen, teilweise tiefen, Gruben abgebaut und schwer zu verarbeiten sind, könnten wichtige Metalle aus Mineralen gewonnen werden, die einfach auf der Oberfläche eines erdnahen Asteroiden liegen. Für diese Überlegungen wurde der englische Brgiff „in Situ Resource Utilization“ (ISRU) geschaffen, etwa „Nutzung von Ressourcen vor-Ort“.