Wichtige Fragen blieben jedoch unbeantwortet, wie zum Beispiel die nach der Bedeutung von Kometen für die Entstehung des Planetensystems und sogar des Lebens. Wie sind Kometen entstanden – und wo? Sind Kometen tatsächlich Zeugen der Geburt unseres Sonnensystems und was lernen wir von ihnen? Unklar ist zudem, warum Kometen so unterschiedliche Eigenschaften aufweisen, eine auffallend heterogene Zusammensetzung haben und man direkt auf ihrer Oberfläche so wenig Eis findet. Man wollte besser verstehen, wann und wie die Aktivität von Kometen einsetzt und abläuft bzw. warum sich diese manchmal drastisch erhöht und warum Kometen so oft auseinanderbrechen.
Jets aus verdampfendem Eis reißen von der Sonne angestrahlten Staub aus dem Kometen 67P. (© ESA/Rosetta/Navcam – CC BY-SA IGO 3.0)Um diese Fragen beantworten zu können, wurde schon 1985 die Idee einer großen europäischen Kometenmission geboren, die den Namen Rosetta erhielt. Wie der Stein von Rosetta, mit dem die Hieroglyphen des Alten Ägypten entziffert werden konnten, sollte die Mission die Frühgeschichte des Sonnensystems anhand der Untersuchung eines Kometen über einen längeren Zeitraum aus der Nähe „entziffern“. Gestartet 2004, erreichte Rosetta im August 2014 nach mehr als sechs Milliarden Kilometern Flugstrecke den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko in einer Sonnenentfernung von etwa 3,5 Astronomischen Einheiten (AE). Ziel der Mission war es, die Dynamik der in dieser Entfernung einsetzenden Kometenaktivität genau zu beobachten, die physikalischen Eigenschaften und stoffliche Zusammensetzung des Kometen zu erfassen und schließlich als Höhepunkt die Landesonde Philae auf dem Kometen abzusetzen, um erstmals vor Ort die Oberfläche eines Kometen untersuchen zu können.
Rosetta begleitete den Kometen auf seinem Weg um die Sonne mehr als zwei Jahre lang. Die Mission endete am 30. September 2016 mit einer ursprünglich nicht vorgesehenen, aber von der Europäischen Weltraumorganisation ESA präzise durchgeführten „Landung“ auf 67P. Elf Experimente auf dem Orbiter ermöglichten eine umfangreiche Charakterisierung des Kometen, unter anderem wurde Staub der Koma eingesammelt und analysiert, der Komet mit Radarwellen „durchleuchtet“, spektroskopische Untersuchungen der Oberfläche durchgeführt und schließlich zehntausende von Aufnahmen des unförmigen, zwischen zwei und etwas mehr als vier Kilometer großen Kometen gemacht.
Am 12. November 2014 wurde die Landesonde Philae vom Orbiter abgetrennt und landete zunächst an der vorgesehenen Stelle, konnte sich jedoch nicht verankern und hüpfte an einen anderen, nur wenig von der Sonne beleuchteten Ort. Dort stand Philae hochkant in einer Art Felsspalte, so dass alle zehn Experimente, teils mit Abstrichen, wenigstens einmal durchgeführt werden konnten. Weil aber die Akkumulatoren nicht ausreichend Strom erzeugen konnten war die Mission von Philae nach 64 Stunden früher als erhofft zu Ende. Wie Rosetta lieferte jedoch auch Philae wichtige Erkenntnisse zur Natur von Kometen.