Die Entdeckung eines weiteren Objekts namens Eris, die im Jahr 2005 bekannt gegeben wurde, sorgte für besondere Aufmerksamkeit. In einer Entfernung von 97 AE war es gerade noch möglich, eine direkte Messung des Durchmessers von Eris mit dem Hubble-Weltraum-teleskop durchzuführen. Das damalige Ergebnis, 2400 Kilometer (jüngere Messungen geben für Eris einen Durchmesser von 2272 Kilometern an), bedeutete, dass Eris und Pluto etwa gleich groß sind und führte zu einer kniffligen Frage: Wenn Pluto zu den Planeten gehört, warum sollte Eris dann nicht als zehnter Planet des Sonnensystems bezeichnet werden? Das Problem wurde noch größer durch die zunächst berechtigte und heute bestätigte Annahme, dass es noch weitere solche Objekte jenseits der Neptunbahn gibt, die darauf warten, entdeckt zu werden und sogar größer sein könnten als Pluto und Eris.
Der eisbedeckte Zwergplanet Eris auf seiner Bahn um die zehn Milliarden Kilometer entfernte, als hell leuchtender Stern sichtbare Sonne in einer künstlerischen Darstellung. (© NASA, ESA, and A. Schaller (for STScI))
Die Internationale Astronomische Union sorgte 2006 nach einer intensiven und kontrovers geführten Diskussion für Klarheit mit einer neuen Definition des Begriffs „Planet“ und die Einführung einer neuen Kategorie von Objekten im Sonnensystem, nämlich den „Zwergplaneten“. Pluto und Eris – in der Mythologie die Göttin der Zwietracht und des Streits – und zwei andere kleinere TNOs gehören jetzt zur Familie der Zwergplaneten. In diese Kategorie fällt auch Ceres, das größte Objekt im Asteroiden-Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter. Viele Objekte könnten in den kommenden Jahren die Familie der Zwergplaneten erweitern. Eris ist also die Hauptursache dafür, dass Pluto seinen Status als neunter und äußerster Planet verloren hat. Damit hat unser Sonnensystem seit 2006 nur noch acht „klassische“ Planeten.
Da die Empfindlichkeit der Teleskope und Instrumente, die den Astronomen heute zur Verfügung stehen, ständig zunimmt, gilt es als sicher, dass in den kommenden Jahren noch viel mehr solcher rätselhafter „Randbewohner“ des Sonnensystems entdeckt werden. Um einen solchen dürfte es sich auch bei dem bislang noch hypothetischen „Planet Neun“ handeln, der weit jenseits der Umlaufbahn von Neptun vermutet wird und bisher noch nicht beobachtet werden konnte. Eine Gruppe von Wissenschaftlern hält seine Existenz für wahrscheinlich, da sie in Bahnelementen einiger bekannter TNOs, den „Sednoiden“, Auf-fälligkeiten entdeckt haben, die darauf hindeuten, dass ein Körper von möglicherweise der zehnfachen Erdmasse auf einer Umlaufbahn von 400 bis zu 1500 AE die Sonne in etwa 10.000 Jahren umkreist.
Nachdem die Raumsonde New Horizons am 14. Juli 2015 an Pluto vorbeigeflogen war, konnte sie zu einem zweiten Ziel im Kuipergürtel gelenkt werden. Ausgewählt wurde das ein Jahr zuvor vom Hubble-Weltraumteleskop entdeckte Transneptunische Objekt (486958) 2014 MU69 Arrokoth, das noch vor dem Pluto-Vorbeiflug als weiteres Missionsziel angekündigt wurde. Am Neujahrstag 2019 passierte New Horizons Arrokoth in einem Abstand von 3000 Kilometern, der Vorbeiflug erfolgte also wesentlich dichter als bei Pluto. Zu diesem Zeitpunkt war Arrokoth etwa 43 AE von der Sonne entfernt. Alle Instrumente konnten eingesetzt und die Daten zur Erde übertragen werden. Das Objekt besteht aus zwei Einzelkörpern, die sich vermutlich in der Frühzeit des Sonnensystems durch einen sanften Kontakt zusammengefügt haben. Die größte Länge des Binärkörpers beträgt etwa 35 Kilometer. Die Oberfläche besteht aus Methanol, Cyanwasserstoff, Wassereis, Schwefel und komplexen organischen Stoffen, darunter wie auf Pluto Tholine. Stand 2024 ist Arrokoth das erdfernste Objekt, das aus der Nähe untersucht wurde. Der Himmelskörper ist nach dem Wort für „Wolke“ in der Sprache des in Virginia und Maryland beheimateten indigenen Powhatan-Volkes benannt – dort befindet sich auch das Operationszentrum für das Hubble-Weltraumteleskop.